Schöne
digitale Welt
Die Re:publica fühlt sich für Re:publica-Helfer wie ein soziales Utopia an. Hier gab es keine Selbstdarstellungsbedürfnisse so von
Insider zu Insider. Es hätte auch keiner zugehört. Gegenseitiges Helfen war angesagt, wenn bei einem Helfer die Zeit knapp und Stress-Situationen häufiger wurden. Jeder ist fast überall einsetzbar. Da häuft sich eine Menge an prozeduraler Wissenserfahrung an.
Recht unbeschwert ging es in dieser vielseitigen Helfer-Crew zu. Hier trafen sich alle möglichen und
unmöglichen Berufe, Kulturen und Altersgruppen.
Nachmittags bereits beträchtliche Fortschritte.
Fragen
über Fragen zur Re:publica:-
Leitete die digitale Revolution einen Fortschritt oder einen Rückschritt ein?
- Wie behalten wir die Kontrolle über unser Online-Leben?
- Verlieren Sie immer häufiger den Faden, wenn
Sie im Netz sind?
Hierzu der australische Philosoph Damon Young (8):
"To be diverted isn't simply to have too many stimuli but to be confused about what to attend to and why….
Hierzu der australische Philosoph Damon Young (8):
"To be diverted isn't simply to have too many stimuli but to be confused about what to attend to and why….
Gibt es Medien-Sicherheit für
Kinder?
Wann ist Internet-Zeit für
Kinder?
Die Zeit war zu kurz, um
tiefschürfende Erkenntnisse zu bekommen. Die Re:publica war auf jeden Fall ein
Muntermacher.
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Am Flughafen Berlin-Tegel – beim Heimflug – überdachte ich nochmals die
Re:publica-Tage. Schließlich warf mich mein euphorisch gewordenes
Re:publica-Über-Ich wieder zurück in die digitale Ängstlichkeitsrealität.
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Vor allem der Vortrag mit Dokumentarfilmen zum Kriegsgeschehen hatte
mich gefesselt. Leider ist das Video von der GEMA gesperrt worden.
Folgende Fragen zum Filmen
tauchten auf:
Sollte man Videos einstellen
mit sichtbarem Fadenkreuz, abzuschießender Person und Explosionsfolgen? Heizt
das ein Kriegsgeschehen an?
Nervenzermürbend ist die
Tätigkeit am Kriegsschauplatz. Mutig, diese Reporter, die, angeseilt außen auf
der Tragfläche eines zum Angriff startenden Flugzeuges sitzend, filmen. Weil
ich in der Medienwelt zum Kriegsgeschehen publiziere, weiß ich, dass ich bin?
Was treibt einen Reporter an, sich der Kriegsgefahr auszusetzen? (Vortrag:
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Was zeigte noch Re:publica Nachwehen? War die Re:publica doch ein Traum
oder eine soziale Utopie gewesen?
Das Thema Bildung, das Lernen lernen, das iPad sowie die allgemeine,
einschließlich der geistigen Verarmung schlängelte sich durch die Vorträge und
Säle:
Gebt den Vogelfreien – also den
sozial Benachteiligten – und den Schülern und Lehrern ein iPad zur Gestaltung
neuer Lebensinhalte? Ja, so oder provokanter hätte ich mir die Bildungsthemen
gewünscht.
Gleichzeitig wären da unsere eigenen Schwächen, im Netz des den
Verdrängungsmechanismen unterliegenden Sozialgefälles, zu fokusieren. Unsere hintergründigen
Emotionen (8) bedürfen zusätzlicher Kontrolle. Sind da digital-gebildete
Missionare am Werk? In Angola gibt es den Spruch „Bevor die Missionare kamen
hatten wir das Land, anschließend nur die Bibel.“ Das Thema Emotionen und was
treibt uns an (Altruismus? Narzissmus?) bei Social Media, das ist unter Link (8) interessant
dargestellt.
Brauchen wir ein Bildungsmarketing damit Bildung in die Gehirne kommt?
Die Begeisterung für Sport und Ferien ist deutlich stärker ausgeprägt
als ein Streben nach digitaler Wissenszufuhr und Mitbestimmung, zumindest
in einer gewissen Schicht unserer Gesellschaft. Diese Mitglieder unserer
Gesellschaft wollen sich nicht unbedingt für Wissen anstrengen. Sie wollen
Spaß.
Andere Gesellschaftsschichten brauchen eher einen vollen Magen.
Motivation für das Lernen ist die Aussicht auf eine Bedürfnisbefriedigung.
Wieso nach einer frisch-fröhlichen Re:publica solche Gedanken auftauchen?
Auslöser dafür war ein Ereignis im Eingangsbereich am Flughafen
Berlin-Tegel. Ein junger Mann wühlte in einem Abfalleimer, fand einen
Plastikbecher mit etwas Saft und trank ihn gierig aus.
Was folgern Sie? Wo finden die durch das soziale Netz gefallenen
Mitbürger ihren Platz im digitalen Bildungsnetz?
Was lernen wir daraus? Welche Möglichkeiten bietet die digitale Welt, um
Menschen an und unter der Armutsgrenze aufzunehmen.
Das Miteinander, das Lernen und der gegenseitige Austausch bedürfen des Anfassens.
Begreifen, gemeinsam das Leid fühlen, riechen und schmecken, wie in
Berlin-Tegel am Abfalleimer.
Wir brauchen einen Platz zum Erwärmen. Der existiert noch nicht in der
digitalen Welt. Die digitale Welt liegt in den Geburtswehen. Die
Fruchtwasserblase ist noch nicht gesprungen. Zwischen Blut, Urin und Fäkalien
wird der Mensch geboren. Welche Geburtshelfer braucht das digitalisierte Land? Reichen
Kursleiter/Lehrer/Helfer aller möglichen und unmöglichen Berufe, so wie bei
der Re:publica aus?
Wir sollten den sozial benachteiligten Mitmenschen, den ‚Vogelfreien’ ein iPad geben? Unter
Brücken sah ich Männer morgens schlafen, wenn ich mit der U-Bahn vom
Alexanderplatz zur Re:publica am Gleisdreieck fuhr.
Das iPad ist keine Lösung. Achtsamkeit, Empathie und Unterstützung sind passende
Problemlöser-Skills – ganz ohne iPad. Mit
iPads’ lässt sich die Armut, einschließlich der Wissensarmut, kaum beheben.
On- und offline-Streetworker braucht
das Land, meinen Sie? Intuitiv würde ich zustimmen. Allerdings möchte ich mich
nicht auf die Intuition verlassen. Falsche Überzeugungen/Beliefs bedürfen der
Prüfung.
Ist der digitale Fortschritt
etwa ein Rückschritt, weil er zu sehr auf den egoistischen Nutzwert abzielt?
Gehen daran alle Lebewesen
zugrunde und vor allem der Mensch?
Schlagen Maschinen irgendwann zurück?
Alte und neue Ängste erwachen
im Zusammenhang mit Maschinen und digitalen Tools. Sie könnten dem Menschen
mittelbaren oder unmittelbaren Nutzen bringen, falls der Schaden nicht größer wäre.
Den mittelbaren Nutzen beim Strom, damit ich den Text schreiben kann,
sehe ich ein. Beim elektrischen Rasenmäher beginne ich schon zu zweifeln.
Für den Nutzen meines iPads finde ich nicht genügend Argumente. Eine
Wäscheschleuder schleudert Wasser heraus, aber das iPad? Die Suche im Internet verschleudert
meine Zeit und die Informationen erwecken teils den Anschein von Gebetsmühlen.
Irgendwie gruselig, dass ein Smartphone oder iPad allmählich
personifiziert und wie ein Familienmitglied umhegt wird. Womöglich wird das iPad zum iPet?
Keiner umsorgt seinen Ehemann oder seine Ehefrau so liebevoll wie er
dieses digitale Teil umhegt. Angeblich spricht der Durchschnittsmensch höchstens
zehn Minuten pro Tag mit seinem Partner. Aber wehe, wenn des Menschen bestem
Teil etwas zustößt, dem Smartphone. Auf der Re:publica fiel ein Smartphone in
die Toilettenschüssel. Mit schneller Hand wurde das nasse Etwas herausgefischt
und wegen seiner Feuchtigkeit bedauert.
Wo bleibt die lebendige Kommunikation mit allen Sinnen und mit allen
Menschen?
Auf der Re:publica liefen vorwiegend Insider-to-Insider-Gespräche. Wie
soll Wissen wachsen, wenn nichts aus fremden Quellen strömt? Undenkbar, wenn sich
nur Mediziner mit Medizinern austauschten oder Lehrer nur mit Lehrern. Da wäre
nicht viel los mit der Menschheit – krank an Körper und Geist.
Von der Online-Strategie weg
und hin zur Offline-Kommunikation?
Das klappte auf der Re:publica nicht so recht und Berlin schien von auf
ihr Smartphone starrenden Menschen übervölkert zu sein.
Auf diese Weise bin ich wie ein unsichtbarer Geist einigen Online-Gefährten
von Google plus und facebook über den Weg gelaufen. Wer kann schon mit einem
Smartphone konkurrieren?
Meine Brieftauben zuhause reagieren anders.
Sie finden mich überall und reagieren in fremder Umgebung äußerst aufmerksam. In
Kriegszeiten sind sie besonders wertvoll. So ein Brieftauben-Nachrichtendienst
ist nicht wie ein digitales Netz lahmzulegen.
Quellen:
(1) Das Ich und die Entwicklung und falsche
Beliefs
(2) Emotionen
(3) Alte und neue Ängste (Vortrag bei den
Lindauer Psychotherapiewochen 2013)
(4) Beschleunigte Zeit und Angst (LPT 2013)
(5) Ichkurs, Gefühle, Lebenszeit
(6) Emotionen von Zielgruppen (Altruisten, Verbinder...)
(7) Die
Digitalen ziehen in den Krieg
#ichkurs #Psychoanalyse #Psychotherapie #Lindauer_Psychotherapiewochen#Ängste #beliefs #digitale_Bildung #republica
(Namensnennung - NichtKommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen)
Link zur Erläuterung der "Creative Commons"-Lizenz.
liebe Anna
AntwortenLöschenschön der auftakt mit den fotos, da kommt wärme rüber :-)
deinem criss-cross stil ist wie immer nicht so einfach mit linearen werkzeugen beizukommen ;-)
assoziativ und wenig in formale korsetts gezwängt rüttelt er an den lieb gewordenen lese- und verarbeitungsweisen. -
zum thema insider to insider: zumindest breitet sich diese gruppe mit ihren jeweiligen spezialthemen aus, sodass doch eine abstrahlung zu erwarten ist und immer mehr outsider zu insidern werden können ? -
die rp13 ist eine massenkonferenz, ein format, was dem individuellen bio- und kommunikationsrhythmus nicht entgegen kommt, insofern können die ipets als übergangsobjekte doch sehr hilfreich sein ;-) -
der grundton(us) der vortragenden hat mir sehr gut gefallen, da ist pepp !
aber ja, selbst wenn das programm aus den nähten platzte, wäre die öffnung für quereinsteiger, nicht-prominente, nicht-affine, ein wahrlich neues, utopisches, format....
Liebe Naomi,
AntwortenLöschenzum Themen-Grundtonus: Ok, ok und trotzdem, gerade da würde ich mehr Gerüttel an falschen Beliefs wünschen.
Beim Heimflug nach München holperte und wackelte es beträchtlich mehr als auf der Re:publica und trotzdem stürzten wir nicht ab.
Einer trägen Einheitsmasse könnte hingegen ein Absturz drohen. Dann frisst die digitale Wende ihre Kinder.