Follower

Sonntag, 17. März 2013

Sprach- und Symboltechniken in einer digitalen Welt


Wer hat Angst vor Social-Media?
Die digitale Welt und die kognitive Revolution
Gibt es ein Symbol für Vertrauen?

Der kanadische Kognitionswissenschaftler und Psychologe Merlin Donald schrieb in seinem Buch zum Stand der Forschung: [1, 2]:

Die Symbolwerkzeuge allein [die bloße Existenz von Computern] reichen nicht aus, um eine kognitive Revolution ins Werk zu setzen.”
Das Ungewohnte, das wenig bis gar nicht geübte Vertraut-Machen mit der Social-Media-Technik und die Zweifel am Wahrheitsgehalt des in der virtuellen Welt Produzierten erfordern neue Strategien. Die Furcht vor dem Unbekannten verlinkt sich nicht gerne im Langzeitgedächtnis.
------------
In alten Zeiten wurde das Gehirn in schriftlosen, erzählenden Mündlichkeitskulturen zwar ebenfalls durch den Gebrauch von Symboltechniken geformt, aber der Häuptling entschied, was und wer gut oder böse sei.
Im digitalen Zeitalter wird Mündigkeit und Eigenverantwortung abverlangt. Kein Elternteil, kein Ehepartner und kein Lehrer nehmen uns die Verantwortung für das Erforschen des Internets ab.
Die Frage ist, wie viel Risiko verträgt der Einzelne? Wie lernt der Social-Media-User wieder das  Spielen und Genießen und zwar mit oder mit variablem oder ohne Risiko?
---------
Die Internet-Sprache ist eine eigene. Wie teile ich Gefühle mit? Wie kommen diese beim unbekannten Gegenüber an? Wie drücke ich Empathie gegenüber Hunderten von Usern im Internet aus? Benötige ich Emoticons?
Es müssen also neue Sprach- und Symboltechniken verstanden und eingeübt werden, damit sich flexible  emotionale Bindungsmuster zwischen den Social-Media-Usern entwickeln können.

Die bestmöglichen Verwendungsweisen für den emotionalen und geistigen Austausch auszuwählen, bedarf eines langwierigen Prozesses. Diese geistigen und emotionalen Vorgänge vollziehen sich unbewusst und teils ängstlich gefühlt und verborgen. Neue Denkweisen, vielfältiges Gestalten und abgewandelte interkulturelle Verhaltensformen werden sich spielerisch – wie bei jungen Affen - ereignen.

Es reicht nicht aus, sich Gebrauchsanweisungen aufzuschreiben. Gerade das Fehlen von Mustern, da sie sich verändern, wird von der Spezies ‚Mensch’ gefürchtet.
Internet-Erfahrung erfordert technisches Wissen und ist vergleichbar mit Autofahren. Das Internet ist  nur im Anwendungsbereich verzweigter. Keiner schreibt auf, wo Bremse und Pedal sich befinden. Vertrauen, Verantwortlichkeit und Skills sind gefragt. Eine Internet-Versicherung hierfür würde boomen.

Der mündige Internet-User wird lernen müssen, wem er vertrauen kann - wie auf der Autobahn beim Autofahren. Online-Surfen und Offline-Autofahren unterscheiden sich in dieser Hinsicht wenig. 
Die soziale Kompetenz wird durch das Internet-Surfen online ebenso zunehmen wie sie durch das Autofahren auf  Autobahnen offline zunimmt. Alles eine Frage der PS-Zahl meinen Sie? Na, gut!  
                                                -----
Das Internet wird zu einer Selbsterfahrungsplattform mit allen Höhen und Tiefen von Persönlichkeit und Gesicht als wesentlichem Ausdruck und Symbolinhalt, wenn man denn Gesicht zu zeigen wagt.

Miyamoto Musashi schreibt in ‚Die klassische Anleitung für strategisches Handeln’ (Link 5, S. 152): "..,ich lasse diejenigen, die ihn (den Weg) einschlagen wollen, zunächst solche Techniken üben, die zu lernen ihnen leicht fallen, unterweise sie in solchen Prinzipien, die sie rasch zu begreifen vermögen. Hierauf, und je nachdem, welche Fortschritte sie erzielen, versuche ich, sie nach und nach mit den tieferen Dingen vertraut zu machen.“  Von ‚Tiefe’ oder von ‚Eingang’ sei bei ihm nie die Rede, da er seine Schüler „weitgehend durch eigene, tatsächliche Erfahrung auf den Weg zum Verständnis bringe....Wichtig allein ist, dass man sich, gestützt auf ein geradsinniges Wirken des Geistes, die Tugenden des Krieges zu eigen macht." (Link 5, S.154)
                                    -------------
Das Internet gegen Ängste?

Ein im Internet gepflegtes achtsames Miteinander  stärkt die auf wackeligen Beinen stehende Vertrauenskultur. Äußerst hilfreich wäre sie für den Aufbau und die Entfaltung von Selbstvertrauen und Eigenständigkeit beim souveränen Umgang mit Social-Media. 
Vertrauensbrüche werden ohnehin sanktioniert, indem man bei Social-Media Freundschaften kündigt und unangemessene Kommentare blockiert.
Schnee von gestern ist, dass jemand eine Freundschaft kündigt, weil er dafür einen kostenlosen Whopper erhält. Dann war wohl eher der Kündigende vertrauensunwürdig und die Freundschaft nicht echt. Burger Kings 'Whopper Sacrifice Kampagne' war ein Demontierungsversuch des sozialen Facebook-Netzwerks und gleichzeitig ein Hinweis auf die Pseudofreundschaften in Netzwerken.  
Die Kampagne uferte innerhalb weniger Stunden zum Irrsinns-Medienmagneten aus (zum Nachlesen bzw. Ansehen, siehe Link 3 und 4).
Warum wurde diese Whopper-Werbestrategie hoch gelobt und nicht gescholten? Das war wohl indirekt – vielleicht unbewusst - eine Aufforderung zum Rückbesinnen auf den wahren Freundschaftsgehalt, der sich im virtuellen Netzwerk noch festigen sollte. Das bedeutet auch: ‚Weg von der übertriebenen Selbstdarstellung und der Freundschafts-Sammelwut bei Facebook!'

Ein 19jähriger Oberschüler erklärte, dass er nicht in einer Welt leben möchte, in der er sich nicht auf seine Bezugspersonen verlassen könne und in der er nicht mehr mit Büchern sondern mittels Internet lernen müsste. Irgendwie fühlte er sich ausgeliefert im Internet-Irrgarten der Möglichkeiten. Für seine Sicherheit bei Facebook sei ein Informatiker-Freund verantwortlich. Dieser habe ihm sein Profil eingerichtet und dieser würde wohl wissen, was sicher sei....
Irgendwie verstehe ich diese Furcht vor Angriff und Bedrohung des Oberschülers. Er denke da zum Beispiel an die manipulativen Machenschaften im Internet: Ein Freund habe eine E-mail folgenden Inhalts erhalten: „Komme in meine Kreise, ich kenne dich doch vom Sehen her!“  Auf solche Art werde man von Menschen, die man flüchtig kenne, aufgefordert - oder fühle sich sogar höflichkeitshalber verpflichtet -, irgendeinem Circle beizutreten. Welchem wohl?

Neben den emotionalen und kommunikativen Problemen werden jedem Internet-User laufend seine Kognitionsschwächen bewusst.
Informationen nehmen wir mit unseren Sinnesorganen wahr und wir filtern, integrieren und nützen sie. Bevor sie in unser Bewusstsein treten werden Informationen auf viele Art verändert. Manches wird nicht mehr erinnert und macht lustlos und müde. Durch unsere eigene Erwartungshaltung verändern wir Informationen im Nachhinein und auch im Voraus. Vielleicht reden wir uns bereits eine neue Lernwelt schön?
Vieles wird für unwichtig oder unangenehm erklärt und ins Unbewusste verdrängt. Wenn wir uns dann noch die kleine Kapazität unseres Arbeitsgedächtnisses (8) vor Augen halten und wie wir diesen Denkapparat  geistig mit wichtigen und unwichtigen Informationen beladen und manipulative Vorgänge dort passieren 'lassen' (falls wir denn gefragt würden), damit alles seinen Platz und geregelten Ablauf hat, dann könnte einem fast das Denken und  die Anwendung des Internets vergehen.

Besser: Man benützt das Internet und Social-Media als Zweigstelle für das Gehirn. Dann finden wieder wichtigere das Leben erfüllende Konzepte im menschlichen Gehirn Platz.
Dazu verrate ich sogar einen geheimen Link bei Google plus. Es handelt sich um einen von mir erwählten Superstar. Ich sollte sagen zwei erfrischend junggebliebene ältere Google-Stars. Es gibt nämlich neben meiner bewunderten Karin Bartsch einen Ehemann. Ehemann Dieter Bartsch ist  Blogger, wie seine Frau Karin.
Sie werden in deren Blogs Lebenskonzepte und Lebensgeschichten zurück bis ca. 1945 nachempfinden können und sich mit dem Ehepaar freuen.    (Link  9)   

  • Zu den Schwächen der Kognition noch folgende Zusammenfassung aus Wikipedia (8). Sie dürfen diese Wikipedia-Erkenntnisse natürlich sofort wieder aus Ihrem Arbeitsgedächtnis streichen. Genießen Sie lieber die o. g. ereignisreichen Geschichten von Frau K. B. 
  • Also schnell und kurz zu Wikipedia (8):
  • "Wahrnehmen (Sinnesorgane) - Nicht alle zur Verfügung stehenden Informationen werden genutzt, sondern massiv gefiltert, integriert und auf viele andere Weisen verändert, bevor sie ins Bewusstsein gelangen.
  • Denken - Das Arbeitsgedächtnis, in dem die geistige Manipulation von Informationen stattfindet, hat eine sehr kleine Kapazität.
  • Lernen - Die im Langzeitgedächtnis gespeicherten Informationen werden häufig sowohl im Voraus (z. B. durch Erwartungen), als auch im Nachhinein (z. B. durch nachfolgende Informationen) verändert.
  • Erinnern - Die im Langzeitgedächtnis „eigentlich“ vorhandenen Informationen sind häufig nicht abrufbar, das sog. Retrieval-Problem.
  • Motivation und Konzentration - Müdigkeit, Lustlosigkeit, Ablenkbarkeit usw. können die kognitive Leistungsfähigkeit beeinträchtigen."

Es müssen sich gewaltige Veränderungen an den Schulen in Bezug auf das Internet, diesem  für manche vom Geist der Anonymität geprägten, unverstandenen 'hass-geliebten Monster' vollziehen.

Erstaunlich! Trotz der Ausführungen frage ich vorsichtshalber: "Fehlt also  tatsächlich bei den Jugendlichen die Kompetenz für das Internet immer noch und der Gedanke, etwas falsch einzugeben, spukt in den Köpfen von Eltern und Schülern? "
Eine tolerante Fehler-Kultur hat der von ‚German Angst’ besetzte Deutsche offensichtlich immer noch nicht?
Dabei dachte ich, seit ich mich in Social-Media-Communities bewege, die Schwarm-Intelligenz sei vernetzt und lerne von und miteinander. Doch nicht? Auch nicht? Wohl so ein kognitiv schwaches Wunschdenken? 
--------
Irgendwie traue ich den Studien on- und offline seit geraumer Zeit nicht (oder noch nie) so ganz. In diesem Fall speziell nicht zum Thema ‚Generation über 50'; diese seien Internet-Muffel. Die Jugend (7) hingegen gehe  zu sorglos mit dem Internet um. Wer wurde wohl bei derartigen Studien befragt? Gerade bei der älteren Generation – den jung gebliebenen Älteren (8) - könnte Gelassenheit, geballtes Wissen, sowie Rück- und Vorwärts-Besinnung - für und gegen  das Internet - eingefordert werden. Deren Kritikfähigkeit und Strategie beruht auf langjähriger Erfahrung – auch mit miesen Erdenbewohnern...

Wahrscheinlich muss der mentale Prozess für die Internet-Affinität an Schulen forciert werden, sonst klappt der Übergang ins computerbesetzte Berufsleben nicht so ganz. Ohne Computer-Wissen kein  Handwerker der Zukunft!
____
[1] Merlin Donald, Der Triumph des Bewusstseins. Die Evolution des menschlichen Geistes. [Original 2001]. Deutsche überarbeitete und genehmigte Übersetzung bei Klett-Cotta, Stuttgart 2008.

(2) Medien-Kultur und Gehirn:

(3) Wieviele Freunde sind dir ein Whopper wert? Genau zehn. CNET, Huffington Post und etliche andere Medien berichten schon darüber: Für zehn Freunde, die Du auf Facebook löschst, gibt es einen Free Whopper von Burger King:
(3) http://www.werbeblogger.de/2009/01/09/wieviele-freunde-sind-dir-einen-whopper-wert/
(4) Sacrifice ten friends (“Americans love whopper more than their friends..”
(5) Miyamoto Musashi: Das Buch der fünf Ringe (Die klassische Anleitung für strategisches Handeln), www.ullstein-taschenbuch.de, 2. Auflage 2010, ISBN 978-3-548-36750-7,
S. 152
(6) Kognition
(6) http://de.wikipedia.org/wiki/Kognition
(7) Internet-Mythen über Jugendliche
(7) http://www.faz.net/aktuell/technik-motor/computer-internet/jugend-und-das-internet-surfen-macht-schlau-1758040.html
(8) Die Altersspanne der Internet-User wird von Jahr zu Jahr größer. Nutzer werden jünger, aber auch älter. Vor allem in der Generation 50 plus ist das Internet als Freundschafts-Netzwerk sehr beliebt. 
(8) http://www.jumsch.info/2012/01/04/senioren-boom-in-sozialen-netzwerken/
(9a, b) Das ist Leben: Karin Bartsch:
(9a) http://karinbartschwhitehair.blogspot.de/
und:
(9b) http://karinbartschwhitehair.blogspot.com/

---------------------