Follower

Sonntag, 28. Juli 2013

Tarnkappe überziehen oder zittern?

Ohne Ausweg?
Starres oder nach einer langen Geschichte erstarrtes Denken?

1. Mystik, die Furcht vor dem Teufel und die Läuterung

“Oh tu illustrata de divina claritate,
clara Jungfrau Maria...“
Dieser Gesang der Hildegard von Bingen brachte früher Klärung, Trost und Wohlgefühl. Wegen seiner Wirkung lässt er sich als eine mystische Form von Musikosophia bezeichnen (1 – 15).

Der Text „...de suggestione diaboli…“ entspricht nicht gänzlich unserer aufgeklärten Zeit. Es klingen bei Hildegard Töne von durchgemachter Läuterung an und von teuflischen Suggestionen.

In manchen und vorwiegend christlichen Kreisen galt der Frosch als mit dem Teufel verbündet.

Andererseits war der Frosch als Evolutionsgewinner wegen seiner Metamorphose-Künste geachtet. Vor einer Geburt sollte sogar das Tragen eines Froschamulettes eine Missgeburt verhindern.

Der bescheidene Frosch Leonardo Modestus
Foto: Dr. Anne Zehentbauer  Creative Commons Lizenzvertraghttp://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/ 






Unwissenheit und die Furcht vor der ungewissen Zukunft führten zu schrecklichen Denkkonstrukten.

2. Ängstigender Umgang mit der künstlichen Intelligenz nach der digitalen Revolution

Und heute? Jetzt im digitalen Zeitalter besteht eher Furcht vor der Unberechenbarkeit der künstlichen Intelligenz als vor Teufelswerk in Gestalt eines Frosches.

In jedem Zeitalter ängstigt Ungewissheit und deshalb tauchen immer wieder Wünsche nach Metamorphose  und Erleuchtung für das Gute auf.

Unwissenheit ist zu jeder Zeit zum Fürchten. Auf diese Art betrachtet, ist der lobpreisende Gesang an eine weise, erleuchtete Frau zwar nicht zeitgemäß aber wiederum allzeit verständlich:

"Oh tu illustrata de divina claritate,
clara Jungfrau Maria,
verbo dei infusa,
unde venter tuus floruit
de introitu Spiritus dei,
qui in te sufflavit,
et in te exsuxit,
quod Eva abstulit
in abscisione puritatis
pro contractam contagionem
de suggestione diaboli.
Tu mirabiliter abscondisti in te immaculatam carnem pro divinam rationem, cum Filius dei in ventre tuo floruit, sancta divinitate eum educente contra carnis iura, que construxit Eva, integritati copulatum in divinis visceribus."

3. Und die Lösung?

„Fürchtet euch nicht!"
Offenheit bringt Segen!
Wirklich?
Das war nicht immer so.

Offenheit zu üben, gibt Lebenssinn. Experimente erweisen sich in dieser Hinsicht häufig als gefährlich, aber dessen ungeachtet brauchen wir sie.
Sehr lehrreich und heftig und von Metamorphosen gesäumt ist diese nackte, experimentier- und kommunikationsfreudige Lebensart.

4. Offene Kommunikation und den Feind umarmen
Offene Kommunikation wirkt gewissermaßen als Antidot gegen heraufziehende Nebelschleier von Überwachung (16) und hält gleichzeitig den Geist und das Gefühlsleben auf Trab.

Trab ist übrigens - physiotherapeutisch gesehen - eine mittelschnelle Gangart, die fit hält. An der Schnelligkeit des Gehens erkennen Sie, wie jung sich jemand hält. Es existieren Studien mit sehr positiven Ergebnissen bezüglich Gehtempo und dem Zusammenhang mit Langlebigkeit.

Habe ich Sie jetzt zum schnellen Gehen motiviert? Sie sollten also vielleicht in Zukunft während des Gehens wie ein Peripathetiker mit ihren Freunden und Feinden diskutieren. Gelegentlich, wenn Ihnen nichts mehr einfällt, dann schlagen Sie, während Sie in mittelschnellem Laufschritt sind, bei Wikipedia nach. So helfen Sie dem Körper und dem Geist gleichzeitig auf die Sprünge. Falls Sie gerade meine Ratschläge beherzigen, so klicken Sie doch schnell mal den folgenden Link zum Überwachungsthema an.

Psychodynamisch betrachtet wäre diese kommunikative Vorgehensweise einem Umarmen oder Umgarnen des Feindes mittels Gesprächen gleichzusetzen. Mit Umarmung lässt sich gegen jeden Feind und jede Krebszelle vorgehen. Klären und nicht entsorgen!

Ohne friedvolle Beruhigung, also bei gewaltsamen Vorgehensweisen, wachsen stressbedingt ganz schnell neue Übeltäter nach.
Nur begrenzt vergleichbar ist das metamorphotisch wirkende Umarmungsresultat mit dem der Umwandlung eines Frosches zum König.
Im Märchen half das Küssen, was weniger empfehlenswert ist. Warum dieser Frosch auf die Küsserei hereinfiel? Die Prinzessin hatte ihn doch zuvor gegen die Wand gefeuert??? Wahrscheinlich schwanden dem Frosch für immer die Sinne.

5. Tarnkappe überziehen oder zittern?

Ein Leben im Miteinander praktizieren ist schwer und klingt so einfach. Dahinter steckt ein lebenslanger Lernprozess. Sie werden dabei durch das Feuer des Schicksals gehen.

Wegen ihrer Offenheit starben in der Vergangenheit viele Menschen. Sich zu verstecken oder zu flüchten war auch keine gute Lösung. So ein Verschwinden büßten die Zurückgebliebenen.

Nicht kommunizieren ist ein gefährliches Kommunizieren.
Einige Googler sind inzwischen schon nicht mehr bei Google plus anzutreffen. Hat diese Googler die Angst vor der Ungewissheit zum Zittern gebracht? Beim Fürchten weiß jeder, wovor er sich fürchtet, bei der Angst nicht. Angst, die große Unbekannte!

Das Unbekannte macht Angst?
Ja?
Dann bitte öffentlich zittern!
Unbekanntes bleibt sodann nicht länger unbekannt.


Lernen von Zitterspinnen? Sie zittern so heftig, dass sie damit den Fressfeind irritieren und für diesen - auch ohne Tarnkappe - unsichtbar werden.
Die Zitterspinnen Jakob und Maria
Foto: Dr. Anne Zehentbauer  Creative Commons Lizenzvertraghttp://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/ 


Sie brauchen sich nicht in ein Schneckenhaus zurückzuziehen. 


Schnecke Ulrike beim Rasenmähen
Foto: Dr. Anne Zehentbauer  Creative Commons Lizenzvertraghttp://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/ 
Petronius ging einen anderen Weg. Er äußerte sich zu Neros Zeiten sehr offen und sogar häufig mit äußerst lockeren Sprüchen.
Diese Unbekümmertheit brachte ihm den Ruf der Aufrichtigkeit ein.
Dafür lebte und starb Petronius.
Einer seiner Sprüche lautete:
Qui fuit rana,
nunc est rex.“
(Petronius)

Welcher Frosch in welche Richtung in unserer Gesellschaft quakt und was daraus entsteht, das geht auf unsere Rechnung.
Wenn wir einen flexiblen und experimentierfreudigen Lebensstil pflegen, sind wir Evolutionsgewinner wie der Frosch mit seinen Metamorphose-Künsten.

____________
Inhalt:
1. Mystik, die Furcht vor dem Teufel und die Läuterung
2. Ängstigender Umgang mit der künstlichen Intelligenz nach der digitalen Revolution
3. Und die Lösung?
4. Offene Kommunikation und den Feind umarmen.
5.Tarnkappe überziehen oder zittern?


____________
Quellen:
(2) Heilgesänge von Hildegard von Bingen
(3) Musikosophia zur neuronalen Aktivierung aller Sinne
George Balan, der 83-jährige rumänische Musikwissenschaftler, ist der Gründer der Musicosophia-Methode.
Mit körperlicher Bewegung  spürt man der musikalischen Botschaft
(4) Musikosophia / Musik und die körperliche Umsetzung regen die persönliche Entwicklung an und Heilungsvorgänge.
Musikosophia ist darauf spezialisiert und
fun can change behaviour.
Musikosophia als ein Weg der persönlichen Achtsamkeit für jedes Lebensalter.
(5) One moment-Mediation
(6) Gespräche sind Gesänge
____________________
Quellen zu Traum quo vadis?
"Nach Erasistratos(4) gab es ein Lebenspneuma im Herzen und ein psychisches Pneuma im Gehirn."
(7) Au bout de la route: Le réve:
(8) Stress in kleinen Dosen und der Psyche-Wolkenkratzer Atman
(9) Atemseele
(9) http://de.wikipedia.org/wiki/Atemseele
(10) Pneuma / Erasistratos: Pneuma im Herzen und im Gehirn:
(11) Sehnsucht nach Schönen, dann auf zur Tuertier:
(12) Musikosophia
(13) Journalismus als Markenzeichen
(14) Rumi (video)
(14) Rumi - Out beyond ideas...there is a field...
(15) Ainda pulsa
-----------------------
Quelle zur Überwachung:
(16) Überwachung
_______________

Samstag, 20. Juli 2013

Neuzeitliches Denken und Verhalten

Ferner ist nichts als Sein....

"Ferner ist da nichts älter als Sein, weil das, was Sein verleiht, schafft und schöpferisch ist. Schaffen aber heißt Sein aus dem Nichts schaffen." (Zitat von Meister Eckhart in D.T. Suzuki: Der westliche und der östliche Weg / Weltperspektiven, Ullstein Materialien, ISBN 3 548 35059 3, Juni 1986)

Liebe Leser,

viele wundervolle Pfade des Lebens beim Lernen von der Natur und bei künstlerischem Schaffens mögen Ihnen begegnen.

Sind Sie dickköpfig? Als Dickkopf wird der Schmetterling Spialia sertorius (Roter Würfel-Dickkopf) bezeichnet. Sie sehen wie wunderschön so ein Dickkopf wird. Dickköpfigkeit verhilft anscheinend zu Schönheit und Leichtigkeit. Zusätzlich beflügelt sie das Leben und gestattet uns spezifische, unserer Eigenart entsprechende Sichtweisen. Bestimmt ist Dickköpfigkeit ein Mittel gegen übermäßige Angepasstheit oder verhindert das Beschwerdebild der Anpassungsstörung (Link 5). Sie sehen wieder einmal, dass wir von der Natur - sogar von einem dickköpfigen Schmetterling - lernen.

Falls Sie diesen Dickkopf anlocken wollen, der rote Würfel-Dickkopf (1, 4) saugt gerne an Horn- und Hufeisenklee und liebt Thymian.

Dieser Dickkopf lebt bescheiden. Er weiß, dass ein zu üppiges Leben, ungesund ist. Spialia sertorius besiedelt Flussschotterheiden, nährstoffarme Böden (Ruderalfluren) um München und anderswo herum und er mag oben in den Bergen die stark rinder- oder schafbeweideten Kalkmagerrasen.




Spialia sertorius / Roter Würfel-Dickkopf Foto von Herbert Forstmeier  bei Google plus
 
  Creative Commons Lizenzvertraghttp://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/
Herbert Forstmeier vielen Dank für das Foto
Dickköpfig zu sein als Mensch bedeutet, sich keinem Trend anzuschließen und sich eine eigene Meinung zu bilden. Auch in der Wissenschaft läuft so ein Forschergeist nicht am Trend entlang. "Die Wissenschaft als solche, ihr Sinn und Wert, wird abgeschätzt nach dem faktischen Nutzen für das Volk." (Zitat des Philosophen Martin Heidegger, Link 2)

Das menschliche ,,Sein" bewahrt Werte und offenbart sich beim Gestalten, beim wissenschaftlichen Forschen und auf der Suche nach Erkenntnis.

Im digitalen Zeitalter fordert das Wesen der Technik (nach Heidegger das "Ge-Stell") und die künstliche Intelligenz den Menschen hartnäckig und rasend schnell zu neuen Verhaltensweisen heraus. Heidegger: "Der Mensch ist gestellt, beansprucht und herausgefordert von einer Macht, die im Wesen der Technik offenbar wird und die er selbst nicht beherrscht."

Vielleicht ist die sich daraus entwickelnde Psychodynamik und das
Unvorhersehbare mit dickköpfigem, neuzeitlichem Andersdenken etwas leichter zu bewältigen.

Der Weg eines neuzeitlichen Denkens sollte nicht darin enden, irgendwann zu schweigen, was ein Ja-Sagen letztendlich bedeuten würde. Gefährlich, so ein Schweigen!

Achtsamkeit ist angezeigt, siehe Heideggers Zitat:
"Dem Geheimnis der planetarischen Übermacht des ungedachten Wesens der Technik entspricht die Vorläufigkeit und Unscheinbarkeit des Denkens, das versucht, diesem Ungedachten nachzudenken."

Wer hätte zu Martin Heideggers Zeiten wohl gedacht, dass einmal im 21. Jahrhundert ein Papst Franziskus soziale Netzwerke benützt und auf der Twitter-Plattform aktiv wird. Dort verspricht Papst Franziskus zum Weltjugendtag in Rio de Janeiro (23. bis 28. Juli 2013) Ablass, wenn seine Worte beim Gläubigen Früchte tragen (Dekret des Bußgerichtshofes des Vatikans, Link 3). Ablass wohl nicht, aber Erleuchtung beim neuzeitlichen Denken wäre wünschenswert.  

______________________
(1) Spialia sertorius / Roter Würfel-Dickkopf
(1)
http://www.tagschmetterlinge.de/html/tagfalter/dickkopffalter/dickkopffalter_2.htm
(2) Der Philosoph Martin Heidegger über sich und sein Denken
(2) 
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-9273095.html
(3) Papst twittert und von Ablass ist die Rede.
(3) 
http://www.spiegel.de/panorama/twitter-ablass-papst-follower-bleiben-kuerzer-im-fegefeuer-a-911577.html
(4) *Roter Würfel-Dickkkopf-Falter
(4) 
http://www.lepiforum.de/lepiwiki.pl?Spialia_Sertorius

(5) Anpassungsstörung ist kein Rosengarten 

Sonntag, 14. Juli 2013

Anpassungsstörung ist kein Rosengarten


Anpassungsstörung

Ein Zustand von subjektiv empfundener Bedrängnis und Überangepasstheit

1.Wie entwickelt sich die Anpassungsstörung?
Während des krankhaft übertriebenen Überanpassungsprozesses treten Zustände von emotionaler Beeinträchtigung auf. Allgemeine soziale Funktionen und Leistungen lassen während des auftretenden Vorgangs der Überangepasstheit nach.

2. Was sind die Ursachen?
Sich extrem negativ auswirkende Anpassungsprozesse – bis hin zur Schul- oder Arbeitsunfähigkeit – können nach einer entscheidenden lebensverändernden Situation oder nach belastenden Lebensereignissen auftreten.
Auslöser kann dabei ein chronisch frustrierender Schulstress sein. Häufig sind davon Kinder aus anderen Kulturkreisen betroffen, weil die gefühlte deutsche Sprache und die wahrgenommene Körpersprache - nicht gänzlich im Umgang mit den deutschen Mitmenschen funktioniert. Am Grounding, d. h. der gefühlten Übereinstimmung, hapert es.
Wer fühlt sich schon wohl in einem - noch oder immer - als etwas fremdartig und seltsam empfundenen Land?
Wohlfühlen in einem Gastland in welchem nicht das Gefühl, das Miteinander und eine Sprache, die poetisch – fast wie Musik – benützt wird, das Leben füllen?
Leben in einem Land, das das Paradies versprach, aber in dem die Leistung regiert und der Bürger in der Schul- und Arbeitswelt trotz Anstrengung schlecht nach oben kommt?
Das geht Deutschen ähnlich, natürlich, besonders Arbeiterkindern. So ein Kind wird vom Vater aus der höheren Schule genommen, wenn dort etwas nicht funktioniert. "Wenn du zu dumm und faul bist, dann...", sagt so eine moralisierende Vaterfigur. Was "ja, dann..."? ist hier zu fragen. Wo ist das Problem? Auch Professoren drehten im Gymnasium Ehrenrunden. Nimmt das überhaupt noch so ein deutscher Überangepasster wahr?
Viele Ausländer-Frauen – natürlich auch deutsche Frauen - bleiben später am Fließband in einer Fabrik oder in einer Küche als Küchenhilfe hängen. Dagegen wäre nichts einzuwenden, wenn man die Tätigkeit für wenige Stunden ausführen könnte und lediglich als nötige soziale Leistung für die Allgemeinheit empfinden würde. Ein den Tag ausfüllender Dauerstress sollte das nicht werden. Freies kreatives Schaffen könnte bei weniger Arbeitszeit in so einem Fall das Leben für Menschen erfreulich und sinnvoll machen.   

Leider, leider!
 Aus ist der Traum vom Land der unbegrenzten Möglichkeiten und des grenzenlosen Glücks!
Dieses Deutschland ist herrlich, aber es ist kein Rosengarten!

Das Leben als Wanderschaft und Pilgerreise
Wallfahrt von Maria Alm über das steinerne Meer zum Königsee und Bartholomä
Foto: Dr. Anne Zehentbauer  Creative Commons Lizenzvertraghttp://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/ 








3. Besteht das Leben im Land der unbegrenzten Möglichkeiten aus Arbeit?

So hat sich das wohl kein Einwanderer vorgestellt. Irgendwann war Schritt für Schritt im früheren Wirtschaftswunderland Deutschland die Zeit des Spielens und der abendlichen Treffen verschwunden. Nachbarn trifft man heute höchstens vor der Haustür.  
Die körperlichen Belastungen und die seelischen werden erdrückend. Dinge wie "Geld muss ins Haus", Nachtschichten, Ausgrenzung als Ausländer und ebenfalls als Deutschstämmiger belasten. Der Mensch wird mit seiner Last gezwungenermaßen und wortwörtlich zum Lastenträger. Bei Vereinsamung und Frust bleibt ihm u. a. das Frustabladen im Web 2.0, ein Suchtmittel und die Flucht in die Krankheit. 

4. Wo bleibt das soziale Netzwerk?
Das soziale Netz des Betroffenen ist beschädigt. Die Verwandten und Freunde leben in einem fernen Land und hier besteht das soziale Netz vorwiegend aus Menschen aus dem eigenen Kulturkreis. Irgendwann – in die Jahre gekommen und nach einem bedrückenden Leben  - sprechen diese in Deutschland zu schwach Integrierten eine unzureichende deutsche Sprache und eine vorsintflutlich anmutende Muttersprache. Sogar im angestammten Heimatland fallen sie mit ihrem Sprachgebrauch negativ auf. Liebe Leser, Sie kennen das von den Deutsch-Rumänen und polnischen Deutschen. Deren Deutsch ist nicht mehr das Deutsch der Jetzt-Zeit. Wo ist für so einen Menschen noch das Zuhause? Genau! Zwei Welten, zwei Heimatländer, aber keines ist so ganz heimelig. 

5. Emigration mit Anpassungsstörung als Folgeerkrankung
Auszuwandern – in diesem Fall ein Nachwandern – das wird vor allem für Kinder ein schreckliches Trauma wie bei einem Trauerfall oder bei Trennungserlebnissen.

Der sechsjährige Ali wird mit der 12jährigen Dilek in das Flugzeug nach Deutschland steigen. Als Ali ein Jahr alt war, hatte er seinen Vater zum letzten Mal gesehen. Vater und Mutter bauten sich eine bescheidene Existenz auf und möchten ihre Kinder bei sich haben. Jetzt, mit sechs Jahren, geht Ali von den Großeltern weg, die für ihn und Dilek wie Eltern waren. Die Eltern sind fremd. Ali denkt, was will der fremde Mann in Deutschland, der sich Vater nennt? Was ist das hier für eine fremde Welt? Ali schreit und weint am Flughafen in München-Riem. Die Fluggäste denken an Entführung. Verzweifelt setzen die Eltern ihren Sohn wieder ins Flugzeug und schicken ihn zurück zu den Großeltern. Er ist glücklich. Dilek erhält diese Chance nicht. Sie bleibt verzweifelt und bemüht sich um Anpassung. Sie ist verängstigt, verwirrt und versteht die Eltern nicht und die Schule auch nicht. Sie wird zum Ja-Sager. Wenn der Stress zu groß ist, dann wird sie ohnmächtig. Die Konzentration lässt nach und die Muskeln beginnen sich zu verkrampfen und zu schmerzen.
Später wird Dileks zwölfjähriger Sohn, Czagdas, entsetzt sagen: „Wie schrecklich, Mama! Ich wollte mit zehn nicht ins Rosenheimer Gymnasium, weil ich meine Freunde aus meiner Klasse um mich haben wollte.“
Und die Mama? Wie geht es Dilek heute? Sie freut sich während einer Unterhaltung von Mutter und Sohn außerordentlich aus einem ganz besonderen Grund. Dilek antwortet ihrem Czagdas lachend: „Mhm, Czagdas. Jetzt verstehst du mich und meine Gefühle besser, weil wir gemeinsam den Ichkurs (1) im Internet von Johannes Moskaliuk übersetzen und uns einiges klar wird. Ich freue mich gerade unheimlich, weil wir dabei zusammen mit unserer deutschen Freundin Anna die Kommunikationsthemen im Ichkurs kennenlernen und uns dabei in einem Mix aus Türkisch und Deutsch unterhalten. Du und Anna, Ihr lernt jetzt von mir gutes Türkisch und ich von euch gutes Deutsch. Das ist ein fairer Tausch, nicht wahr?“


6. Was lernen wir daraus?
Reden, reden, reden! Lachen, spielen, lernen, mit Händen und Füßen reden und mit vielen Zungen sprechen! Das hilft beim Gesundwerden und als Prophylaxe. 
Sein Denken und Empfinden nicht mehr mit dem Herzen ausdrücken zu können, das kränkt und macht krank. Ein fremdes Umfeld ohne soziale Unterstützung wird zum Verhängnis. Alte soziale Werte gehen manchmal in der fremden Welt nach einer Emigration oder schon während der Flucht verloren. Vielleicht werden die Werte der eigenen Kultur auch vor lauter Überanpassung beschämt versteckt. Die deutsche, so fremde Kultur wird dem Immigranten evtl. zum Verhängnis.

7. Deutschland ist für Deutsche und Ausländer kein Rosengarten und die Anpassungsstörung auch nicht! Wollen wir das gemeinsam ändern?
Der Traum vom Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist aus. Dieses Deutschland ist ein Wunderland mit kargen Pfaden. Auch bayerische Üppigkeit und bayerische Blasmusik bringen kein ausreichendes Gegengewicht. Deutschland ist ein Land mit Dornenkronen. 

Arbeitsplatzreduzierung macht Angst. Mehr Arbeitseinsatz aber weniger Geld ist im Gespräch. Unausgewogene Nachtschichten stören den Biorhythmus. Für Freunde findet sich nur wenig Zeit und als Ausländer sind Bekanntschaften zu Deutschen schwer herzustellen. Das lässt sich gemeinsam ändern. Sicher fällt hierzu auch unseren islamischen Freunden etwas ein in der Zeit des Ramadan - einer Zeit der Besinnung, des sich Zügelns und des Fastens (4). Wie sich krankmachende körperliche und seelische Überbelastungen auflösen lassen, das klärt sich beim gemeinsamen Ausprobieren. Vielleicht sollten wir uns wieder mehr auf Werte (8) und Glaubenssätze (beliefs, siehe Link 6, 7) besinnen und dort unser Glück finden?     

Ein Belief könnte lauten: "Wer sich nicht neuen Erfahrungen öffnet, der altert schon in jungen Jahren vor." Fremde Kulturen kennenzulernen ist so einfach, weil man sie an der Türe des Nachbarn findet. 

Finden Werte wie Gastfreundschaft und gegenseitige Wertschätzung in der Hektik der Zeit noch Raum? 

Die Kopftücher bei Ausländerinnen? Deshalb fehlt das adäquate Miteinander? Was ist schon adäquat? Eine bayerische, sich noch jung fühlende Freundin trug am Münchener Ostbahnhof bei Wind und Regenwetter ein Kopftuch. Ein Jugendlicher sprach sie an: "Nun Oma, ist es uns kalt?" Sie setzt nie wieder ein Kopftuch auf. Was heißt hier Oma? In den fünfziger Jahren trugen junge Frauen in Deutschland Kopftücher. Kopftücher waren große Mode.  

Sich als Ausländer wegen eines Turbans oder eines Kopftuchs und auch sonst ausgegrenzt fühlend, verstummt der um An- oder Überanpassung Bemühte womöglich in zwei Sprachen. Es fehlen ihm die Worte und die Zeit rast an ihm vorbei und mit ihr die sich verändernde Sprache und neue Erkenntnisse. Wer nicht mit der Zeit gehen darf oder kann, der sieht bald alt aus. In dieser sich rasend schnell verändernden Welt überholt der Wissende den Ausgegrenzten wie ein Sportwagen den Oldtimer auf der Autobahn.

Sprache ist das A und O der Kommunikation. Studien belegen, dass sich ein Schwerhöriger mehr aus der Gesellschaft ausgegrenzt fühlt als ein Blinder. Bei Schwerhörigkeit nimmt gleichzeitig der Wortschatz ab. Hören wir uns zu und sprechen wir mehr miteinander und feiern wir gemeinsam Feste!

Nach dem Kommunikationswissenschaftler Friedemann Schulz von Thun schaffen wir verbesserte Kommunikation, wenn wir unsere vier Ohren und vier Schnäbel (9) benützen. Mit diesem Bild der Ohren und Schnäbel wird auf die Möglichkeit hingewiesen, auf vier verschiedenen Kommunikationsebenen zu sprechen. Mit so einer Hör- und Sprechweise gelingt es, Konflikte und Missverständnisse besser zu verstehen (9). 

8. Anpassungsstörung als Folge von Traumen
Trennungstraumen sind ein häufiger Auslöser  für eine Anpassungsstörung und vergleichbar mit einem Trauerfall oder Trennungserlebnis.

Anpassungsstörungen können sogar nach einem größeren Entwicklungsschritt - wie Besuch einer anderen Schule, die mit dem Verlust der vorherigen Schulfreunde verbunden ist - auftreten.

Auch bei anhaltendem allgemeinen Lernfrust - das kann Ihnen beim Online-Lernen, bei MOOCs (massive open online courses) oder auch bei Fernakademien passieren - fühlt mancher sich geplättet und traumatisiert. Lernfrust darf kein chronischer Zustand werden. 

In der Erwachsenenbildung heißt es, dem Lernhungrigen individuelle Ideen und Hilfe anzubieten. Schließlich bewegt sich der Lernende in fremden Fachgefilden und zwar mit einem eigenen ganz persönlichen Ziel.
Viel mehr individuelle Betreuung wäre angesagt. Wenn der Studierende (3) auf Dauer in grauen Gewässern schwimmt, geht es ihm ähnlich wie einem Immigranten. Auch der Studierende hält schön still. Wahrscheinlich kommt ihm sein Über-Ich als moralische Instanz (5) in die Quere mit dem Einfall: "Was könnten denn die Lehrer und Mitstudierenden denken?"

Anpassungsstörungen können sich auch nach Elternschaft, Misserfolg, Erreichen eines ersehnten Zieles - zum Beispiel Erreichen des Ruhestands - entwickeln. Was tun, wenn im Ruhestand die sozialen Kontakte schwinden und man sich ausgeschlossen und nutzlos fühlt? Sie wissen, mancher wirft sich vor den Zug.

9. Bekommt jeder nach Traumen eine Anpassungsstörung?
Die individuelle Prädisposition und die Vulnerabilität spielen bei dem möglichen Auftreten und bei der Form der Anpassungsstörung eine bedeutsame Rolle. Es ist davon auszugehen, dass das Krankheitsbild ohne die Belastung nicht entstehen würde.

10. Was sind Anzeichen für eine sich entwickelnde Anpassungsstörung?
Die Anzeichen sind unterschiedlich. Depressive Stimmung, Angst oder Sorge oder eine Mischung von allem treten auf. Alltägliche Gegebenheiten und Vorausplanen oder eine Tätigkeit fortzusetzen werden zur Last. Vor allem bei Jugendlichen können Störungen des Sozialverhaltens ein zusätzliches Symptom sein. Ein Chamäleon mit vielen Merkmalen ist die Anpassungsstörung.

11. Was ist prophylaktisch gegen eine sich anbahnende Anpassungsstörung zu tun?
Seien Sie möglichst etwas unangepasst. Dieses Verhalten fällt Ihnen vielleicht etwas leichter, wenn Sie immer im Gedächtnis behalten, dass Deutschland kein Rosengarten ist und die Anpassungsstörung auch nicht! 

Wenn Sie etwas selbstbewusster geworden sind und sich bei Ihnen noch kein "Minderwertigkeitskomplex" (ein amerikanischer Lehrerfreund hält die Anbahnung einer Anpassungsstörung eher für eine Folge eines inferiority complex,  Link 10) - trotz manchem Frust - anbahnt, dann können Sie sicher Ihren Unmut hinausposaunen. Trauen Sie sich! Sie müssen hierzu nicht gleich bei einem bayerischen Blaskonzert um Aufnahme bitten.  Das geht anders. Wenn Sie wissen möchten, wie das zu arrangieren ist und wie Sie gleichzeitig viel Erfahrung und Lerngewinn erzielen, dann schauen Sie bitte bei Link 3 "Gedanken eines sensiblen Schmetterlings" vorbei.   

Drehen Sie nun am Glücksrad (siehe Link 2) und erobern Sie sich Ihr neues Land unbedingt beim Wandern. Sie werden auf mit der Natur verbundene Freunde treffen und mit Wanderern Erlebnisse und Essen teilen. Abends wird es auf einer Alm fast so zugehen wie beim islamischen Ramadan (4) beim gemeinsamen Abendessen. Allerdings betet man nur noch selten gemeinsam auf einer Alm in Bayern. Man jodelt lieber in unseren Bergen zu Gott, zur Natur und zu seinen Freunden. Solche Wanderer ticken noch richtig. Also keine Angst!
Sie werden bald entdecken, dass Deutschland wunderschön sein kann. 
______________________________
 Dr. Anne Zehentbauer  Creative Commons Lizenzvertraghttp://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/  
______________________________
Inhalt:
1. Wie entwickelt sich die Anpassungsstörung?
2. Was sind die Ursachen?
3. Besteht das Leben im Land der unbegrenzten Möglichkeiten aus Arbeit?
4. Wo bleibt das soziale Netzwerk?
5. Emigration mit Anpassungsstörung als Folgeerkrankung
6. Was lernen wir daraus?
7. Deutschland ist für Deutsche und Ausländer kein Rosengarten und die Anpassungsstörung auch nicht! Wollen wir das gemeinsam ändern?
8. Anpassungsstörung als Folge von Traumen
9. Bekommt jeder nach Traumen eine Anpassungsstörung?
10. Was sind Anzeichen für eine sich entwickelnde Anpassungsstörung?
11. Was ist prophylaktisch gegen eine sich anbahnende Anpassungsstörung zu tun? 
______________________________
Quelle: 
(1) Ichkurs
(2) Mit Wandern und Meditation am Glücksrad drehen / Wandern
(2) https://plus.google.com/111634746643816111742/posts/DTUgDp3yd6J
(3) Gedanken eines sensiblen Schmetterlings zu Unwissenheit und Lernen
(3) https://plus.google.com/111634746643816111742/posts/GrGiuHi1dN2
(4) Ramadan - eine Zeit des Fastens und Besinnens 
(4) https://plus.google.com/111634746643816111742/posts/BkYU8iTrZkg 
(5) Über-Ich / moralische Instanz 
(5) http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%9Cber-Ich
(6) Beliefs /Glaubenssätze
(6) http://ichkurs.de/beliefs/
(7) Beliefs / Huhn oder Adler
(7) http://ichkurs.de/beliefs/start/
(8) Selbstwert und Attribution
(8) http://ichkurs.de/beliefs/attribution-und-selbstwert/
(9) Schulz von Thun / Kommunikation
(9) http://ichkurs.de/kommunikation/quadrat/
(10) Inferiority complex
(10) http://de.wikipedia.org/wiki/Minderwertigkeitskomplex
________________________
#Anpassungsstörung #Depression #Fibromyalgie
#Ichkurs #Psychotherapie #Psychoanalyse
#Kommunikation #Sprache #Körpersprache