Follower

Samstag, 18. Januar 2014

Nicht gleich zittern! Abschütteln!

Erwartung und das Prinzip Hoffnung!
Liebe LeserInnen,
ein Ereignis zu antizipieren, heißt anzunehmen, dass ein Ereigniseintritt wahrscheinlich ist. (7)
In der Erwartung steckt das Prinzip Hoffnung oder das Gegenteil.

„Erwartungen sind vorwegnehmende Reaktionen auf Handlungen, die erwartet, gewollt, gewünscht, erhofft oder vermutet werden.“ (2) Erwartet werden auch Dinge, die man gar nicht will und wünscht. 
+Markus Jung schreibt einen interessanten Bericht zum Thema ‚Die schädliche Wirkung von Erwartungen’(1).
Er schreibt u. a.:  „Und ganz oft besteht die Erwartung, dass alle so ‚ticken’ wie wir selbst und vergessen dabei, dass jeder seine eigene Welt hat, geprägt durch seine Erfahrungen und Einstellungen.“

Wer etwas Positives erwartet, der wartet und kann lang warten müssen!
Er handelt nicht im eigenen Interesse. Er erwartet, dass andere für ihn handeln. (3)
In der Vorsilbe ‚er-’ ist der Beginn oder das Erreichen eines Geschehens – beim ‚Erleben’ zum Beispiel der Beginn des bewussten oder unbewussten Lebendig-Seins – enthalten.
Der auslautende Bestandteils von ‚er-warten’ beinhaltet das Mittel zum Zweck (nämlich zu warten bis zum Beispiel ein Bedürfnis von Mitmenschen oder von Gott und der Welt gestillt wird).

Erwarten?
Besser wäre das Gegenteil, nämlich das Bewirken. 
Backen Sie zum Beispiel lieber Ihren Kuchen selber und seien Sie überrascht, wenn jemand ihn für Sie bäckt. 
Wer nicht zuviel erwartet und seine Ansprüche herunterschraubt, erfährt eher positive Überraschungen. 

Positive Hefe-Mohnstrudel-Überraschung
Dieser Hefe-Mohnstrudel kam per Fahrrad überraschend in das Filzenhäusel.
Rezept für Hefe-Mohnstrudel

Auf den rechteckig ausgerollten Hefeteig etwas zerlassene Butter streichen.
Die Mohnfüllung darauf verteilen und den Strudel aufrollen.
Den Teigrand mit etwas Eigelb bestreichen, damit nichts von der Füllung ausläuft.
Bei 190 bis 200 Grad Celsius in 50 bis 60 Minuten backen.
Anschließend mit Puderzucker besieben oder mit Zitronen-Glasur bestreichen.

Für die Füllung nehmen Sie 250 g gemahlenen Mohn und etwas geriebene Zitronenschale. Sie geben beides in die mit 75 g Zucker aufgekochten 1/4 Liter Milch. Etwas Ruhm und Zimt hinzufügen und 50 g Semmelmehl. Sie können noch 100 g Rosinen hinzugeben. Alles zusammen dann zu einem dicken Brei aufkochen und erkaltet auf den Teig streichen.
Sie kennen sicher den Spruch:
„Wenn du etwas erreichen willst, dann schaue auf deinen verlängerten Arm!“
Solche Erkenntnisse finden Sie in den Büchern von Nossrat Peseschkian (4).
Die Erwartungshaltung führt in die Passivität, wenn nicht sogar in die Krankheit.

Der Wartende
- wartet auf die Erfüllung seiner Bedürfnisse,
- gerät in Abhängigkeit
- erlebt Ohnmachtsgefühle oder
- Wut und
- Frustration.

Eine meiner Fernlehrerinnen schickte mir ein Buch von Rebecca Niazi-Shahabi mit dem Titel ‚Ich bleib so scheiße, wie ich bin.’

Liebe LeserInnen,
die Überlegung, warum ich unerwartet so ein Buch geschickt bekomme, sei Ihnen gegönnt.
Da könnten einem viele Gründe einfallen.
Wahrscheinlich gefällt Ihnen die Vorstellung, dass dahinter der folgende Ratschlag einer Lehrerin versteckt ist:
„Bleib so scheiße, wie du bist.“

Wenn Sie das Buch von Rebecca Niazi-Shahabi gelesen haben, glauben Sie das höchstwahrscheinlich wirklich und diese Erkenntnis ist begleitet von
- Gefühlen der Empörung,
- dann der Entspannung
- und dann des Auflehnens gegen so eine Erkenntnis
- und dann ...?

Nicht verändern, wenig Ansprüche und als Folge wenig Enttäuschung?
Rebecca Niazi-Shahabi fordert auf,
- sich nicht verändern zu wollen und
- die Ansprüche an andere und an sich selbst herunterzuschrauben, weil man sich und eigentlich überhaupt nichts verändern könnte – dicke Menschen bleiben dick und Süchtige bleiben süchtig wie sie sind usw. ...

Paradoxe Intervention?
Ich sehe – beabsichtigt oder nicht – hinter diesen Ratschlägen und Erläuterungen paradoxe Interventionen versteckt.

"Machen Sie das, was Sie und Ihre Mitmenschen nervt!"
Dieser Auftrag führt zur Bewusstwerdung des problematischen Verhaltens (Paradoxe Intervention = Bewusstmachung und Verschreibung eines problematischen Verhaltens in seiner Paradoxie mittels Symptomverschreibung, Link 5).

Veränderung tritt ein, wenn mir mein problematisches Verhalten bewusst wird.
Wenn ich nämlich nicht mehr gegen mich und die Welt aufbegehren soll und muss, weil angeblich alles zwecklos sei, dann begehre ich erst recht auf!
Sie kennen sicher den Spruch: "Mache nur so weiter!
So ein Spruch und auch das Buch von Rebecca Niazi-Shahabi rütteln an Ihnen. Sie ändern dann sehr wohl etwas an sich und der Umwelt. Sie tun es, weil es Ihnen dann ein wahres Bedürfnis wird und nicht von Ihrer Umwelt vorgegeben ist.

Rebecca Niazi-Shahabi Buch ‚Ich bleib so scheiße, wie ich bin’ ist eine provokative Herausforderung und eine Summe von paradoxen Interventionen.

Rebecca Niazi-Shababi warnt vor zu hohen Zielen und sie lädt zum Hinterfragen ein.
Sie motiviert uns, unsere wahren Motive wie folgt zu hinterfragen.
1. „Warum mache ich das?“
2. „Wer sagt, dass es richtig ist?
3. „Was mache ich, wenn ich mein Ziel erreicht habe?“

Nach diesen grundlegenden Fragen frage ich mich jetzt, was ich dann tue, wenn ich diesen Text hier abgeschickt habe.
Antwort: Ich versuche ‚eigentlich’ zu entschleunigen und möglichst nichts zu tun?
Rebecca würde antworten: „Warum schreibt du dann und warum hast du das nicht gleich gemacht?“

Liebe LeserInnen,
zu ‚eigentlich’ und Frage 1 und 2 kennen Sie die Antwort.

- ‚Eigentlich’ will ich gar nicht entschleunigen und Sie auch nicht.
- Richtig für mich ist, zu kommunizieren und ich brauche Trubel und Sie auch.
- Wenn ich ein Ziel erreicht habe, dann mache ich wahrscheinlich den nächsten Fernkurs und Sie auch?

Merke:
- Flexibel bleiben!
- Die richtige Dosis an Entschleunigung einbauen.
- Sich auf den eigenen Arm und die eigene Hand usw. verlassen (siehe Zitat von Nossrat Peseschkian).
- Gelegentlich Wirbel erzeugen. Das schadet nicht.
- Erwarten Sie bitte viel vom Leben. Sie haben wahrscheinlich nur eines.
_________
Antizipatorische Erwartungen?
Da hofft oder nimmt ein Mensch vorwegnehmend  an (= antizipatorisch), was ein anderer oder mehrere andere bei einer Aktion tun würden (= antizipatorische Erwartung, siehe Link 6).

Vorwiegend beschäftigt sich der Mensch in unserer Leistungsgesellschaft mit der Steigerung seines Marktwertes und der Erwartung an sich selbst, damit er in der Gemeinschaft akzeptiert wird.
Das glaubt er zumindest antizipatorisch.

Aber was passiert, wenn ihm der Glaube an das Gute ausgeht und die Kraft auch und ihm alles zuviel wird? Die Katastrophen, die Kriege, die Krisen, die Krankheiten ...
Wer hilft einem vorübergehend oder auf Dauer vermindert Handlungsfähigen in der Gemeinschaft empathisch?

Das Thema antizipatoirsche (= vorwegnehmende) Erwartung kam gestern bei meinem Steuerberater auf den Tisch.
Wir alle haben schließlich Bedürfnisse / Ansprüche an die Gemeinschaft und an Vater Staat.

Ich holte meine Steuer-Unterlagen vom Steuerberater ab und hatte Erwartungen.
Er lud mich zum Kaffee ein und es gab 'verbindende' Themen und Erwartungshaltungen.

Der Steuerberater liebt über Steuergesetze zu reden und erwartet, dass ich mich auch dafür interessiere. Das tue ich auch.

Als Psychotherapeut und Arzt sollte man Allrounder sein, um in der Praxis passende Ideen parat zu haben und qualifizierte Rentenberater und einen engagierten Steuerberater empfehlen zu können.

Natürlich sind mein Steuerberater und ich sehr am Gemeinwohl interessiert. Am Rande erwarten wir auch - rein antizipatorisch vor der Erfassung der Daten -, dass ich weniger an das Finanzamt zahlen muss, damit mehr für Spenden für eine Non-Profit-Organisation übrig bleibt.

Was uns noch empathisch antizipatorisch verband?
1. Die Adler-Schreibmaschine
Seine wohl hundertjährige Adler-Schreibmaschine, Nr. 7, die er auf dem Flohmarkt in Schweden aufstöberte.
Er reinigte die Schreibmaschine, aber die antizipatorische Erwartung, dass sie noch funktioniert, erfüllte sich nicht.
Diese Farbbänder gibt es nicht mehr. Sie lassen sich auch nicht auffrischen wie ein Stempelkissen mit Farbe.
Ich durfte die deutsche Schreibmaschine, die wohl schon im ersten Weltkrieg zur schriftlichen Kommunikation diente und mit den Soldaten reiste, fotografieren.
Welche Erwartungen wurden früher an diese Schreibmaschine gestellt und wie sehnsüchtig erwartete ein Soldat im Feld damals eine Antwort auf seinen mit der Adler-Schreibmaschine geschriebenen Feldpostbrief?

Mit welchem Kummer und mit welchen Erwartungen wurde auf dieser Adler-Schreibmaschinen-Tastatur schon geschrieben?

2. Die Paragraphen
Der fürsorgliche Steuerberater kam dann auf sein Lieblingsthema die Steuern und die Paragraphen zu sprechen.
Wir interessierten uns beide sehr für § 33 und das Thema 'Außergewöhnliche Belastungen.'
Menschen, die krank sind, benötigen einen hohen Freibetrag.
Krankheit kann nicht mit einer Pauschale von 570 Euro / Jahr abgetan werden.

Wenn da nicht die Sachbearbeiter beim Finanzamt wären.
Das gibt einen schrecklichen Papierkrieg, wenn finanzielle Belastungen nachzuweisen sind.
Auf ein positives Ergebnis können Sie lange warten, liebe LeserInnen.
Erwarten Sie sich lieber zu wenig positiv antizipatorisch als zuviel. (Ich schreibe schon im Tenor von Rebecca Niazi-Shababi).

Wie erklärt man einem Finanzbeamten, dass man als Kranker viel höhere Ausgaben als diese lächerlichen 570 Euro / Jahr hat?
Ein Kranker wird sich kaum eine Haushaltshilfe oder einen Fahrdienst leisten.
Ein Krebskranker fährt womöglich noch mit dem Bus zum Einkaufen, obwohl ihm von der Chemotherapie übel ist.
Er weiß nämlich nicht, ob er finanziell noch über die Runden kommt, falls es überhaupt noch umgeht.

Kontoüberziehung? Wird ein Kranker überhaupt - ohne Hilfe - mit seinem auf einen Schlag verändertem Dasein und seinem Bankkonto noch klar kommen?

Krankheit macht arm, resigniert und erwartungslos.
Weil ein Mensch krank ist, kann er sich unter Umständen kaum die Fahrt zum Arzt und schon gar nicht einen Zahnersatz leisten.
Die Überziehungszinsen erkennt das Finanzamt dann vielleicht auch nicht an?

Der Staat weiß, was Krankheit kostet.
Das könnte man zumindest dem Einkommensteuergesetz (EStG, gültig ab 01.01.2014) § 33 entnehmen.
Das Stirnrunzeln des Steuerberaters beim Ausdrucken einer Kopie zum § 33 machte mir allerdings klar, dass auch ein Psychotherapeut keinen Finanzbeamten von der wahren finanziellen Belastung im Krankheitsfall leicht überzeugen würde. Da müsste ein Kranker erst einmal das Risiko eingehen, Schulden zu machen, Geld auszugeben und Rechnungen vorzulegen. Das ist ein Unternehmen mit unsicherem Ausgang.

Nur nicht krank werden!
Im Krankheitsfall will niemand absichtlich Schulden machen.
Die Schulden entstehen bei Krankheit ohnehin und das ist seelisch belastend genug.

Oder vielleicht doch sich für Schulden entschließen bei den niedrigen Zinsen?
Für dieses Thema reichte die Kaffeepause beim Steuerberater nicht mehr, aber auf die Idee mit den Schulden kam einer meiner Gäste. Er baut mit dem Darlehen jetzt Garagen und vermietet sie. Seine Sorgen versucht er abzuschütteln.

Also nicht gleich zittern! Abschütteln! (8)
Schütteln Sie sich vielleicht gehörig zusammen mit Joline Andrade. Das bringt Sie ins Land der exotischen hypnotisierenden Visionen (siehe Link 9 zu Hypnotic Tribal Fusion Bellydance).
Spüren Sie Ihre Resilienz in unserer "resilient culture in a VUCA world (VUCA = volatile, uncertain, complex, ambiguous).
Improvisieren Sie Ihr Leben und beginnen Sie eine Learning Journey (10)?



  1. Grammophon

Folgen Sie den Mitmenschen Ihrer Wahl, aber führen Sie auch.
Das ist wie beim Tangotanzen.
_________________________________________
 Dr. med. Anne Zehentbauer Creative Commons Lizenzvertrag  
_________________________________________
(1) Die schädliche Wirkung von Erwartungen
(2)Erwartungen mit hoher Erfolgsquote
(3) „Er signalisiert als Vorsilbe den Beginn eines Geschehens oder das Erreichen eines Zwecks.“
(4) Nossrat Peseschkian
(5) Paradoxe Intervention / Symptomverschreibungen
(6) "Der Begriff Erwartung spielt eine zentrale Rolle in der Soziologie. Zum einen beschreibt er die Annahme eines Handelnden darüber, was ein anderer oder mehrere andere tun würden (antizipatorische Erwartung) bzw. was er oder andere billigerweise tun sollten (normative Erwartung)."
(7) Ein Ereignis zu antizipieren heißt, anzunehmen, dass ein Ereigniseintritt wahrscheinlich ist.
(8) Führen Sie im Leben wie beim Tangotanzen.
(9) Hypnotic Tribal Fusion Bellydance por Joline Andrade | Salvador – BA
(9) Hypnotic Tribal Fusion Bellydance por Joline Andrade | Salvador – BA
(10) VUCA / Podcast: Die AIN World Conference 2013 in Berlin – Teil 1
Paul Z Jackson / Foto: Th. Jäkel
BERLIN – Vom 2. bis 5. Oktober 2013 fand in Berlin die Applied Improv Network World Conference statt. Unter dem Titel “THE ART OF LEADERSHIP". Es ging u. a. um angewandte Improvisation.
________


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen